Die Macht der Sprache . Der Artikel

Heute starten wir mit unserer Themenwoche „Die Macht der Sprache – was Empathie bewirken kann“.

Wie hilft ein empathisches Miteinander in Krisenzeiten?

Unser ganzes Leben ist geprägt von verbaler und nonverbalen Monologen und Dialogen.

Wir befinden uns ständig in Interaktion. Wir führen Gespräche im beruflichen und privaten Bereich, um uns mitzuteilen und Kontakte zu pflegen. Unsere Fähigkeit der Sprache ist ein Anteil unserer sozialen Intelligenz. Dabei kann Kommunikation ganz unterschiedlich verlaufen.

Worte beeinflussen wie wir denken und handeln, was wir wahrnehmen und woran wir uns erinnern.

Vor allem in Krisenzeiten reden wir Menschen gefühlt viel über Prozesse und wichtige To Dos, um alles einigermaßen am Laufen zu halten. Doch dabei geht etwas verloren: Der menschliche Aspekt. Also das, was das System überhaupt erst am Laufen hält. 

Warum beginnen wir als Kolleg:innen, Führungskraft oder Elternteil nicht einfach mal ein Gespräch, indem wir sagen:

“Es ist momentan eine schwierige Zeit. Und das ist es auch für mich. Denn auch für mich ist vieles neu und ich weiß nicht, ob ich mich richtig verhalte. Sag mir doch, wie geht es Dir denn eigentlich damit? Wobei kann ich Dich noch unterstützen? Ich verstehe, dass es eine herausfordernde Situation ist!“ 

Schaffen wir es, in diese Richtung zu kommunizieren, können wir ein kleines Wunder bewirken: mit Empathie.

Empathisch zu sein, bewirkt etwas, das tatsächlich nur Empathie leisten kann:

Aus der Problemorientierung wieder in die Lösungsorientierung zu gehen. Im Miteinander zu sein. 

Denn ehrlich und wirklich miteinander ein Gespräch zu führen, ist das wohl wichtigste zwischenmenschliche Bindemittel. Und kann sowohl zu Misserfolgen oder Erfolgen führen, zu Unruhe oder Eintracht, zum Gegeneinander oder Miteinander. Der Prozess des miteinander Sprechens ist ein komplexes Gebilde aus vielen Teilprozessen, die immer wieder korrelieren. Wir tauschen mit unserer Kommunikation Informationen aus, fordern andere auf etwas zu tun und sprechen über unsere Gefühle. Kommunikation ist dabei auf Wechselseitigkeit angelegt, denn wir erwarten eine Reaktion auf unsere Mitteilungen. Kommunikationspartner interagieren und reagieren aufeinander, indem Wörter oder Mimik und Gestik als kommunikative Mittel eingesetzt werden. Wie dies situativ verläuft, ist daher von allen Involvierten abhängig. 

Psycholog:innen und Hirnforscher:innen finden immer mehr Hinweise darauf, dass Worte unser Denken und Handeln nachhaltig prägen. 

Welche Entscheidungen wir treffen und wie wir uns fühlen, liegt großteils an der Ansprache unseres Gegenübers. Unsere alltägliche Wortwahl beeinflusst die Kommunikation untereinander, unser Wohlbefinden und das unseres Gegenübers.

Oft jedoch bekommen wir selber den Einfluss der Worte gar nicht mit.

Erlauben wir negativ geprägte Worte in unseren Gedanken und unserer Sprache, erhöht sich die Aktivität in unserem Angst-Zentrum, der Amygdala. Dies verursacht die Produktion von Cortisol, dem Stresshormon. Das wiederum die Prozesse der Logik und Argumentation im Gehirn hemmt. Eine negative Sicht, gesteigert durch negative Wortwahl, bestärkt uns und andere in Zweifel, Misstrauen und Missgunst. Und führt zu unangenehmen und stressreichen Gesprächen, die uns schlecht fühlen lassen. Auf allen Seiten.

Konzentrieren wir uns bewusst auf die Wahl positiv besetzter Worte, uns selbst und anderen gegenüber, verlaufen nicht nur Gespräche insgesamt zugewandter. Wir beeinflussen den Frontallappen des Gehirns, dessen Funktionen sich daraufhin beginnen nachhaltig zu verändern. Unser logisches Denken verbessert sich kurzfristig, stärkt uns, bringt uns in Aktion und ins motorische Handeln. Verwenden wir positiv besetzte Worte, können wir die Funktionen unseres Gehirns auch dauerhaft verändern: das kognitive Denken wird erhöht, die Motivationszentren aktiviert und eine positivere Wahrnehmung entwickelt. 

Auch die Struktur des Thalamus ändert sich als Folge der bewussten Worte, Gedanken und Gefühle. Dies beeinflusst die Art und Weise, wie wir die Realität wahrnehmen. Der bewusste Einsatz positiver Sprache kann uns aus pessimistischer Haltung befreien. Mit dieser Änderung der Wahrnehmung von sich selbst, ändert sich auch die Wahrnehmung auf die Menschen mit denen wir interagieren.

Durch eine positive Sicht auf uns selbst, entdecken wir das Positive im Anderen.

Das Gehirn kann durch eine achtsame Wortwahl langfristig neu strukturiert werden und unsere Sicht auf die Welt und unsere Kommunikation positiv beeinflussen: Frei von Konflikten und Misstrauen können wir effektiver kommunizieren, genauer zuhören, vertrauensvoll miteinander arbeiten und schneller, erfolgreicher und zielgerichteter handeln.

Als Individuen und als Gesellschaft können wir nur auf einem Weg nachhaltig miteinander kommunizieren, Krisen meistern, erfolgreich und zufrieden sein:

Durch offene, überlegte und optimistische Gedanken und Kommunikation.

Denn aus aus Gedanken werden Worte, aus Worten werden Taten, Taten werden zu Gewohnheiten, Gewohnheiten werden Wertesysteme und aus Wertesystemen werden Einstellungen und Wahrnehmungen.

Worte wirken sich auf unser Denken und unsere Wahrnehmung aus. Worte prägen uns positiv oder negativ durch bewusste und wiederholende Formulierungen.Stärke in Zeiten von Krisen bedeutet, die eigenen Gefühle anzusprechen und die anderen Gefühle des Gegenübers wahr zu nehmen und ernst zu nehmen und wert zu schätzen. 

Empathische Kommunikation fängt bei uns selbst an. 

Empathische, wertschätzende Sprache dient als gewaltfreie und offene Art des Ausdrucks zur Beziehungsgestaltung, der erfolgreichen Gesprächsführung, der Konfliktklärung und der effektiven Gemeinschaftsentwicklung. Sowohl im persönlichen und privaten Bereich, beim Kundenkontakt oder in kleinen und großen Unternehmen. 

Wertschätzend miteinander zu kommunizieren hilft bei der Umgestaltung des sprachlichen Ausdrucks und der Art, wie wir zuhören. Dabei stellt das eigene Sprchverhalten immer auch einen Ausdruck der inneren Haltung zu sich selbst und zum Gegenüber dar. Nur wer sich selbst wertschätzt, kann anderen respektvoll Anerkennung zeigen und mit ihnen emphatisch und wertschätzend kommunizieren. 

“Ich bin o.k., du bist o.k.“

Dann ist Kommunikation dynamisch, wandelbar, interaktiv und kann bei uns und unserem Gegenüber eine große Wirkung entfalten. Sie wirkt verbindend und gestaltet Interaktionen und Beziehungen so, dass jeder davon profitiert. Individuell und als Gesellschaft. 

Diese zugewandte und stärkende Dynamik erreichen wir über den ehrlichen und zugewandten Dialog auf Augenhöhe. 

Als Führungskraft oder Manager, in der kleinsten Organisation der Familie bis zum Konzern, bedeutet dies, dass wir Beziehung zu den Familienmitgliedern, Kollegen, Mitarbeitern und Teammitgliedern kommunikativ gefestigt und verbessert wird. 

Indem Mitgefühl und Respekt sowie Verbindlichkeiten und Verantwortungen ausgesprochen werden. Indem der Fokus nicht auf der Organisation liegt. Sondern auf den uns umgebenden Menschen. 

Sprechen wir miteinander. 

© by Elementardialog . Sebastian Arps & Verena Arps-Roelle