Viele Unternehmen orientieren sich auch heute noch an veralteten Rollenklischees und Arbeitsmodellen.
Mitarbeitende mit Kind werden als Belastung eingestuft.
Das führt dazu, dass viele Eltern vor die unbefriedigende Entscheidung gestellt werden, entweder Karriere oder Kind(ern) gerecht zu werden. Beides ist meistens nicht ohne Verluste möglich.
Nicht nur Eltern verlieren in diesem Spiel, sondern auch Unternehmen.
Indem sie überholte Vorurteile und Stereotype in ihrer Unternehmenskultur weiter fördern, bleiben Sie unflexibel und verlieren starke Arbeitskräfte. Und schließen bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden einen großen Teil qualifizierter Bewerber*innen von vornherein aus.
„Wie oft habe ich in meinem vorherigen Job während meiner Schwangerschaft gehört, dass die kontinuierliche Integration in das Team schwierig wird, wenn ich nicht jeden Tag im Büro bin (stimmte nicht). Dass ich als Elternteil mit Sicherheit nicht das leiste, was ich vorher geleistet habe (im Gegenteil). Dass ich viel erzählen kann, aber die Erfahrung ja zeigt, dass Eltern und besonders Mütter, immer ganz viel ausfallen (stimmt bedingt, doch der innere Stress und das Gefühl, zu versagten war stets präsent und hat zu viel mehr Ausfällen geführt als Krankheiten des Kindes). Dass man das nun aber nicht ändern kann und wir versuchen werden, das Beste daraus zu machen. (?!?). Was hat das mit mir gemacht? Es hat dazu geführt, dass ich bis ein paar Tage vor der Geburt und ein paar Wochen nach der Geburt, jeweils im Mutterschaftsurlaub, wieder angefangen habe zu arbeiten. Dass ich das Gefühl hatte, ich muss beweisen, dass ich auch als Mutter eine vollwertige Mitarbeiterin bin, die Leistung erbringt – auch über vertragliche Abstimmungen hinaus. Immer in der Beweispflicht, dass Kind und Karriere machbar sind und mein Arbeitgeber sich auf mich verlassen kann und ich das Unternehmen nicht enttäusche. Das hat mich und unsere Familie als System krank gemacht. Es hat viel Kraft gekostet, bis ich endlich den Schritt gewagt habe, mir dies einzugestehen und dies zu ändern. Und es hat uns viel Zeit gekostet, das wieder aufzuarbeiten. Um dann selbstbewusst ein neues Modell zu finden, in dem Familie, Job und Karriere gleichwertig existieren und gestaltet werden können.“
Verena Arps-Roelle . Geschäftsführerin Elementartraining
Dabei hat das, was Mütter und Väter sein müssen und als Fähigkeiten besitzen oder erwerben, um ihren Alltag zu bewältigen sogar einen Spillover-Effekt auf Ihre Arbeit:
- Multitasking
- Geduld
- Toleranz
- Belastbarkeit
- Effizienz
- Flexibilität
- Struktur
- Talenterkennung
- Fehlertoleranz
- Pragmatismus
- Anpassungsfähigkeit
- Durchsetzungsfähigkeit
- (Selbst-)Management
- Problemlösungskompetenz
- Prioritätensetzung
Durch die Elternschaft und das Leben in einer Familie mit Kind, erwerben Eltern also nützliche Kompetenzen für Alltag und Arbeit. Eltern wachsen an den an sie gestellten Herausforderungen und an den Erfahrungen, die sie als Eltern machen. Zusätzlich zu ihren beruflichen Qualifikationen erwerben sie Fähigkeiten, die in beiden Bereichen wichtige Aspekte darstellen. Eltern sind somit stets eine Bereicherung für jedes Unternehmen.
Eltern übernehmen eindeutig die Führungsposition in der Familie. Warum tun sie dies also nicht verstärkt auch in Unternehmen?
Die Kompetenzen, die für die Führung einer Familie elementar sind, sind gleich oder ähneln denen einer Führungskraft in einem Unternehmen.
Dazu gehört :
- Herausforderungen lösungsorientiert und ruhig zu begegnen
- Prozesse zu organisieren und zu optimieren
- unerwarteten Situation flexibel zu begegnen
- den Überblick zu behalten
- ein gutes Zeitmanagement zu haben
- mit Stresssituationen umgehen zu können
- zu delegieren
- kompromissfähig zu sein
- eine starke Verhandlungskompetenz zu besitzen
- die Fähigkeit unterbinden zu können und einen Punkt zu machen
- eine hohe Motivation
Viele Unternehmen sind der Ansicht, dass Eltern immer wieder ausfallen, weil die Kinder krank sind, weil die Betreuungssituation nicht optimal ist, weil sie sich mehr auf ihre Familie als auf ihre Arbeit konzentrieren. Dies mag punktuell zutreffen. Kinder werden krank, Kindergärten und Schulen haben nicht 24 Stunden am Tag geöffnet, die Fürsorge für die Kinder hat Vorrang vor der Arbeit. Dennoch darf und sollte dies kein Ausschlusskriterium sein. Im Gegenteil!
Wenn wir in diesem Jahr der Pandemie eines gelernt haben, ist es, dass wir unsere Arbeit flexibel gestalten und dabei gesamtheitlich gewinnen können.
Dass wir auch über digitale Arbeitsplätze und virtuelle Methoden unsere Arbeit optimal verrichten können. Manchmal sogar konzentrierter und effizienter als im Büro.
Warum tragen wir dies nicht weiter in eine neue Arbeitskultur?
Und unterstützen so die hohe Motivation von Eltern? Der Ansporn bei Vätern und Müttern, weiterhin exzellent im Job zu sein und diesen zu 100 % zu erledigen, ist riesig. Eltern wachsen in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf über sich hinaus.
Und manchmal schießen sie dabei übers Ziel. Weil sie versuchen, sich trotz Widrigkeiten zu integrieren, keine Verwundbarkeit oder Schwäche zu zeigen, Allem gerecht zu werden und keine Angriffsfläche zu bieten. Das schlägt sich nieder in Erschöpfung, Krankheitsanfälligkeit und Burnout.
Dies liegt jedoch nicht daran, dass Familie und Beruf gleichzeitig überfordern. Vielmehr liegt der Knackpunkt in der zeitlichen Begrenzung sowie der Annahme und Voraussetzung, dass die Arbeit in einem zumeist starr vorgegebenem Zeitrahmen und an einem festen Arbeitsplatz erfolgen muss. Dies schränkt Familien immens ein. Und führt zu einer dauerhaften Stressbelastung und Drucksituation bei den Eltern.
Kreative Lösungen = ermöglichende Unternehmenskultur.
Hier sind also wir als Gesellschaft und Unternehmen im Besonderen gefragt, um kreative Lösungen zur Vereinbarkeit von Eltern und Job zu gestalten und in ihrer Unternehmenskultur zu verankern. Die Unterstützung durch den Arbeitgebenden ist elementar. Damit Chancen und Kompetenzen genutzt und gefördert werden können. Im Sinne der Mitarbeitenden und des Unternehmens.
Eine flexible und familienbewusste Personalpolitik mit unterschiedlichen Arbeitsmodellen sorgt dafür, dass Ressourcen und Potenziale sich entfalten können. Ebenso ist es wichtig, in langfristig und nachhaltig gedacht Modelle zu investieren, denn Dynamiken im Leben ändern sich, Kinder werden größer und Eltern richten ihren Fokus neu aus. Nicht nur bei Arbeitenden mit Familie – dies kommt allen Mitarbeitenden zu Gute. Denn effektives Arbeiten ist nicht nur in Vollzeit im Büro mit massenhaft Überstunden möglich.
Gesundheitsorientierte Arbeitsbedingungen ermöglichen eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Dies führt dazu, dass alle Mitarbeitenden glücklicher, motivierter und dem Unternehmen gegenüber loyaler werden.
Die Employer Experience und das Employer Branding wird gestärkt. Ebenso die Toleranz innerhalb des Unternehmens, die Anerkennung der Bereicherung durch Vielfältigkeit sowie eine offene Unternehmenskultur.
Für eine hohe Leistungsfreude, effizientes Arbeiten und Erfolg. Für jeden Mitarbeitenden, für Teams und das Unternehmen.
© by Elementardialog . Verena Arps-Roelle & Sebastian Arps